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Warum wir mehr Risikomanagement-Kompetenz benötigen

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Zuerst die gute Nachricht : Risikomanagement-Kompetenz trägt erheblich zu besseren Unternehmensentscheidungen bei (und zwar unabhängig von der Unternehmensgröße oder Branche). Die schlechte Nachricht: Risiko-Kompetenz ist keine angeboren Fähigkeit sondern muss (natürlich) wie jede andere Kompetenz auch zunächst erlernt oder weiterentwickelt werden.

Auch wenn Sie als Risikomanager nicht in einem Umfeld mit vielen Risiken und hoher Unsicherheit arbeiten, lohnt es, sich näher mit den relevanten Forschungsergebnissen und Studien zum Thema Heuristik und kognitiver Verzerrung zu beschäftigen, denn das Thema Risikowahrnehmung hat auf uns, die sich hauptberuflich mit dem Thema Risikomanagement beschäftigen, einen großen Einfluss.

Risikowahrnehmung als Forschungsgebiet

Laut Wikipedia ist Risikowahrnehmung ein Forschungsgebiet der Psychologie, das die menschlichen Auffassungen über Risiken untersucht und zu erklären versucht, warum verschiedene Menschen unterschiedliche Auffassungen von Risiken haben.

In den 1960er Jahren versuchten Forscher, die Bevölkerung von den grandiosen Vorteilen des Einsatzes von Nukleartechnologie zu überzeugen. Doch Argumente wie sichere und sauberere Energiegewinnung wurden von der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht positiv aufgenommen. Ganz im Gegenteil: die Menschen sprachen sich gegen diese neue Atomtechnologie aus, denn sie sahen schon damals die Gefahren von atomaren Katastrophen und radioaktiv verseuchtem Ödland. Und das, obwohl sämtliche Experten und Wissenschaftler die Sicherheit und Berechenbarkeit von Nukleartechnologie anpriesen. Wissenschaftler sahen das Problem in der Diskrepanz zwischen objektiven, wissenschaftlich belegbaren Fakten und der Gefährdungswahrnehmung seitens der Bevölkerung.

Und um dieses Phänomen zu erklären fingen Forscher an, der Frage nachzugehen, wie Menschen Informationen verarbeiten und Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Frühe Forschungsergebnisse legten nahe, dass Menschen Heuristik anwenden, um mit begrenztem Wissen, bzw. unvollständigen Informationen, einen komplexen Sachverhalt zu vereinfachen, um ihn hinsichtlich seines Risikopotentials besser einzuschätzen zu können.

Später fanden Forscher heraus, dass die Risikowahrnehmung maßgeblich durch Emotionen beeinflusst wird. So führt eine positive Gefühlslage zu einer positiven Risikoeinschätzung, wohingegen negative Gefühle eine eher negative Risikowahrnehmung begünstigen.

Ein Meilenstein in diesem Kontext ist die Prospect Theory (Neue Erwartungstheorie) von Daniel Kahnemann und dem 1996 verstorbenen Amos Tversky. Die beiden Forscher führten eine Reihe von Experimenten durch um zu beschreiben, wie Menschen Entscheidungen in Risikosituationen treffen. Ihre Studie zeigt, dass Menschen unterschiedliche Heuristiken anwenden, um Informationen zu bewerten.

Heuristiken sind nützliche „Denkabkürzungen“, führen aber in komplexen Situationen mit hoher Unsicherheit unter Umständen zu falschen Entscheidungen. Dann kommt es zu einer kognitiven Dissonanz.


Kognitive Dissonanzen bestimmen, wie Menschen denken und sich in Situationen mit Unsicherheit verhalten. Daneben gibt es weitere, eher pragmatische Faktoren, die einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung haben:

  • fehlende Motivation/Belohnung
  • Interessenskonflikte
  • ethische Aspekte
  • Korruption
  • schwach ausgeprägtes Compliance-Regelwerk
  • fehlendes internes Kontrollsystem, etc.

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass Entscheidungen hochgradig subjektiv und unzuverlässig sind.

Risikomanagement ist der Kompass für jeden Entscheidungsträger, nicht nur für den Risikomanager

Stellen Sie sich Risikomanagement als einen Koffer mit Werkzeugen vor, die dem Management helfen, Risiken zu erkennen, deren potentielle Auswirkung auf die Zielerreichung zu verstehen und adäquate Bewältigungsmaßnahmen zu wählen. Das hört sich in der Theorie einfach an, bedarf aber in der Praxis einer Menge Fähigkeiten und Kompetenzen auf Seiten des Risikomanagement-Teams.

Im Folgenden daher einige praktische Tipps, wie Unternehmen Risikomanagement-Kompetenz aufbauen und im Unternehmen langfristig etablieren können.

1. Risikomanagement-Kompetenz als Qualifikation im Stellenprofil

Abhängig von der ausgeschriebenen Stelle sollte die HR-Abteilung ihre Anforderungen an die Risikomanagement-Qualifikation des Bewerbers im Stellenprofil formulieren. Der Detaillierungsgrad hängt dabei von der Stelle ab: Bewerber für den Bereich Finanzen, Accounting oder Investment sollten mindestens ein grundlegendes Verständnis von Risikomanagement haben.

2. Schulungen zum Thema „risikobasierte Entscheidungsfindung“ für neue Mitarbeiter

Neue Mitarbeiter haben nicht nur unterschiedliche berufliche Erfahrungen sondern auch ein unterschiedliches Verständnis davon, was ein vertretbares Risiko darstellt. Risikomanager sollten daher mit der Personalabteilung - oder der für Mitarbeiterschulungen verantwortlichen Stelle - ein Schulungskonzept erarbeiten, mit dem Fokus auf „risikobasierte Entscheidungsfindung“ (RBDM, Risk-based Decision Making).

3. Risikobewusstsein auf C-Level schärfen

Die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat spielen eine wesentliche Rolle beim Vorantreiben von Risikomanagement-Themen im Unternehmen. Nicht zuletzt durch den Einfluss von Auditoren, Risk Management Vereinigungen und Regulatoren haben heutige Entscheidungsträger ein prinzipiell gutes Verständnis von Risikomanagement. Daher sollte es in Schulungen auf Geschäftsleitungsebene weniger um klassische Themen wie Risikoidentifikation und -bewertung gehen, sondern eher darum, wie das Management seine Aufgaben mit einem ausgeprägteren Risikobewusstsein ausüben kann.

4. Weiterführende Trainings für „Risk Champions“

Vertiefende Schulungen zum Thema Risikomanagement bieten sich für risikoexponierte Geschäftsbereiche wie Audit, Finance, Strategie und natürlich das Risikomanagement-Team selbst an. Themen sollten sein:

  • Risikopsychologie
  • Grundlagen der Risikowahrnehmung
  • Risiko- und Unternehmenskultur
  • Grundlagen ISO 31000
  • Integration von Risikomanagement in Unternehmensprozesse und die Entscheidungsfindung.

5. Risikomanagement in das Tagesgeschäft integrieren

Risikomanagement ist eine Reise, kein Endziel. Menschen müssen unkompliziert Zugang zu risikorelevanten Informationen wie Risk Management Policies, Risk Management Trainings, Webinars/Videos und Handbücher haben. Und sie müssen befähigt werden, Risikoinformation eigenverantwortlich schnell und einfach erfassen und managen zu können.

6. Ein zentrales Risikomanagement-Informationssystem einführen

Eine zentrale Plattform als Single Point of Truth (SPOT), auf die sämtliche, am Risikomanagement-Prozess beteiligten Personen von überall und zu jeder Zeit zugreifen können, ist die Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges, unternehmensweites Risikomanagement und eine sinnvolle Ergänzung zu den vorangegangenen Tipps. Denn im Gegensatz zu Excel-basierten Risikoregistern ermöglicht erst ein RMIS einen kompletten und aktuellen Überblick über die Risikosituation.

Die webbasierte ERM-Lösung von Ventiv Technology fügt sich nahtlos in bestehende Prozesse ein und unterstützt beim Aufbau eines integrierten, unternehmensweiten Risikomanagements.

 

Besseres Risikomanagement mit einem ERM

Kategorien: Risikomanagement